Dezember 2013: Rahmenstilkunde VII

Seinen Ursprung hat der Begriff “Jugendstil” in der Münchner Illustrierten Kulturzeitschrift von 1896 “Jugend” und bezieht sich auf den deutschsprachigen Raum, u.a. München, Nürnberg, Bayreuth, Halle und besonders Leipzig. Zu nennen sind hier die Raumensembles von Joseph und Franz Rank sowie von Bruno Paul – die Architekten Paul Möbius sowie Fritz Drechsler – Glas und Schmuckkünstler Karl Koepping und Bruno Möhring – der Worpsweder Maler Heinrich Vogeler u.a.

Art Nouveau in Frankreichwurde bekannt durch den 1871 eingewanderten Hamburger Samuel Bing in dessen “Salon de l’Art Nouveau”. Dort standen auch die Arbeiten des Amerikaners Louis Comfort Tiffany zum Verkauf. Nennenswert ist der Jugendstilkünstler Henrich de Toulouse-Lautrec.

Secessionsstil in Österreich ab 1897 besonders in Wien (Wiener Secession), einer derbekanntesten Künstler ist Gustav Klimt.

Jugendstil in BelgienDie Brüsseler Stadtgemeinde Sint-Gillis (Saint Gilles) hat die größte Ansammlung von Jugendstilhäusern, vor allem durch den Architekt Victor Horta. Ebenso bekannt ist u.a. Henry van de Velde.

Auch in anderen Ländern, wie Ungarn, Lettland, Spanien (Antoni Gaudi), USA (Louis Comfort Tiffany mit seiner einzigartigen patentierten Glastechnik). Das allmähliche Ende des Jugendstils ist mit der Gründung des Deutschen Werkbundes von 1907 zu erahnen. Die neuen Leitbilder wurden Sachlichkeit, Schlichtheit und Gediegenheit.

Die folgende Rahmenstilkunde ist den Aufzeichnungen der Rahmenfabrik Conzen entnommen.

Rahmen des Jugendstils (1890 – 1914)

  • Der Rahmen verliert seine räumliche und plastische Wirkung durch das Zurückführen auf die flächige Dimension. Mitunter wird bei der äußeren Form ganz auf den rechten Winkel verzichtet.
  • In die Rahmenflächen werden lineare Ornamentformen gesetzt, die eine eigene dynamische Bewegung entfalten. Für den ornamentalen Schmuck werden oft auch Farbe oder Materialien wie Metalle, Perlmutt und diverse Furniere eingesetzt.
  • Künstler wie Stuck oder Klimt, die beide einen wesentlichen Teil ihrer Ausbildung auf Kunstgewerbeschulen erhalten haben, entwerfen neue unabhängige Rahmentypen, die ihre Bilder ergänzen und in die Umgebung integrieren.
  • Stuck bedient sich mit Vorliebe flacher Holzplatten oder Rahmensegmente, die die horizontalen bzw. vertikalen Bildränder fortführen und von diesen mit verzierten Schmuckleisten abgegrenzt werden.
  • Bild- und Rahmenfläche werden als Ganzes noch einmal von einem vergoldeten Schmuckstab gefasst.
  • Klimt verändert sein Rahmenkonzept mehrfach; ab 1897 entstehen kostbare, betont handwerkliche Einzelrahmen, nach 1905 greift er auf schmale Standardrahmen zurück.

Monatsspruch

Das soziale Dreieck wird gebildet durch Kunst, Wissenschaft und Geld.
Honoré de Balzac * 20. Mai 1799 in Tours, † 18. August 1850 in Paris