Einige Ausführungen zur Malerei selbst sind als Einführung gedacht: Individuelle schöpferische Ausdrucksweise des Malers entspricht nicht der kirchlichen Sichtweise. Ikonenmalerei wird als religiöses Handwerk und nicht als Kunst gesehen. Die Bezeichnung “hagiographia”, also Heiligenschreiberei wird als zutreffender angesehen. Man spricht von “Ikonenschreiben” und der Schreibende stellt das “Werkzeug Gottes” dar. Oft werden Ikonen von Mönchen oder anonymen Künstlern in Manufakturen sowie Malschulen von mehreren Künstlern/Heiligenschreibern gemalt/geschrieben. Die Ikonen werden nicht signiert. Die Firnis einer Ikone besteht aus Oel, seltener aus Wachs oder Dammarharzlösung. Neuerlich auch Kunstharze verwendet.
Die bei uns ausgestellten Ikonen datieren aus dem 18. und 19. JH. Für diesen Monat stellen wir wieder eine russische Ikone aus dem 129. JH vor:
Johannes der Täufer ist eine zentrale Figur des Christentums, des Mandäismus und des Islam und wird vielerorts als Heiliger verehrt. Die Gemeinschaft der Mandäer betrachtet ihn als wichtigsten Reformator und wurde daher als “Johannes-Christen” bezeichnet.
Der Koran sagt in der Sure 19 über Johannes den Täufer:
- schon als Kind besaß er Urteilskraft
- er war gottesfürchtig und gütig gegen seine Eltern
- er war weder gewalttätig noch widerspenstig
Darstellung in der Ikonographie:
- Darstellung in der Deesis: mittig der Erlöser, auf der Linken Seite die Mutter Gottes und rechts Johannes der Täufer (immer vom Betrachter aus gesehen)
- die Taufer Christi
- Johannes der Täufer als Engel mit Flügeln und einem Kelch in der Hand
- Darstellung der Enthauptung: das Schwert schwebt über dem gebeugtem Haupt und er hält selbst sein abgeschlagenes Haupt als Symbol seines Leidens auf einem Tablett
Gedenktage:
- in fast allen christl. Kirchen ist der 24. Juni der Johannistag (nach dem Lukasevangelium war Johannes sechs Monate älter als Jesus – also 6 Monate vor Weihnachten)
- Enthauptung 29. August
- der Julianische Kalender, nach dem die orthodoxe Kirche die Feste begeht, liegt zur Zeit 13 Tage später: 7. Januar (Taufe Jesu), 24. Februar (erste und zweite Auffindung des Hauptes), 25.Mai (dritte Auffindung des Hauptes), 23. September (Empfängnis Johannes des Täufers)
Monatsspruch
Gedicht zum Johannistag
Johannisfeuer sei unverwehrt,
die Freude nie verloren!
Besen werden immer stumpf gekehrt
und Jungens immer geboren.
Johann Wolfgang von Goethe
* 28. August 1749, Freie Stadt Frankfurt
† 22. März 1832, Weimar
(die Johannisnacht – die Nacht vor dem Johannistag – ist das Datum der Sommersonnenwende und wird mit dem Johannisfeuer gefeiert)