Der große italienische Dichter Giuseppe Ungaretti, väterlicher Freund und auch Lehrer von Piero Dorazio, schrieb zu den Gemälden der 60er Jashre: “In Dorazios Geweben oder besser Membranen (…) öffnen sich in dichten Waben Honigzellen und bergen lichtschwangere, lichtbestachelte Pupillen. Dorazio ist wirklich voller Licht, und dank ihm wird das Licht gleichsam zur Wirklichkeit der Malerei. Er konzentriert sich und fixiert einen Lichtpunkt, der aus Abgründen wieder auftaucht, sich ins Unendliche wiederholt (…) Die Erscheinungen machen das Geheimnis für den Menschen noch geheimnisvoller”.
Neben seiner Malerei hat er auch Glasfenster, Mosaiken und Bühnenbilder, u.a. für die Mailänder Scala geschaffen, ebenso als Dozent gewirkt und eine große Anzahl von reflektierenden ästhetischen wie auch kulturpolitischen Texten zur Moderne verfasst. Seine Begegnungen und der Diskurs mit großen Künstlerpersönlichkeiten sind überaus reich, u.a. mit Picasso, Braque, Léger, Matisse, Duchamp, Miró, Wolf, Rothko, Newman, de Kooning und Rauschenberg.
Seine internationalen nicht zählbaren Ausstellungen zu nennen, wäre mühsam. Jedoch bemerkenswert sind die Teilnahmen an der Documenta in Kassel 1959 und mehrfach an der Bienale in Venedig und dort 1988 mit einem eigenen Saal.
Monatsspruch
“Ein Bild in einem Spiegel, ein Regenbogen am Himmel und eine gemalte Szene – all diese Dinge werden wahrgenommen, aber in ihrem Wesen sind sie nicht das, was sie zu sein scheinen. Betrachte die Welt mit aufmerksamen Augen, und du siehst eine Illusion, den Traum eines Magiers.”
Jan Baker: aus “The Dalai Lama´s Secret Temple: Tantric wall paintings from Tibet, London, New York 2000, S. 175