Juni 2013: Rahmenstilkunde I

Die Rahmen verraten uns, welcher Stilepoche die Vorgänger derer zuzuordnen sind. Unser Hang, auch Klassisches für zeitgenössische Arbeiten als Mixtur zu verstehen und dadurch einen reizvollen Gegensatz zu erreichen, mündet darin, dass die Zeichnung, das Gemälde, die Reproduktion sich vervielfältigt hervorhebt und unser Auge sicherer erreicht.

In diesen und diesen folgenden Monaten möchte ich mich mit der Rahmenstilkunde beschäftigen, wobei die Rahmen-Fabrik Conzen eine hervorragende Listung erarbeitet hat, die im Folgenden mit

Rahmen der Gotik (ca. 1200 – 1480)  beginnt.

  • Der Bilderrahmen wird erst seit dem 15. JH als eigenständige hölzerne Einfassung eines Tafelbildes gefertigt. Als Vorläufer gelten Altartafeln, die Elemente aus der Sakralarchitektur aufnehmen und ein verkleinertes Modell einer Kirche darstellen. Der Rahmen ist noch fest mit dem Bildträger verbunden.
  • In Italien des 15. und 16. JH erfolgt die aufwendige Einfassung von Darstellungen religiösen Inhaltes durch “Tabernakelrahmen” mit Säulen, Pilastern und Giebeln.
  • Nördlich der Alpen entsteht als weitere Spielart des architektonischen Rahmens der schlichtere Profilleistenrahmen mit “Wasserschlag”, dessen Fußleiste von einer glatten schräg zum Bild abfallenden Fläche gebildet wird. Er erfüllt die Funktion eines Fensters, das für den Betrachter den Blick in einen gemalten Innenraum freigibt.
  • Der schmucklose Typ des Leistenrahmens, dessen Struktur durch die glatte meist linear ausgerichtete Leiste bestimmt wird, erfährt mitunter durch das Aufbringen von Schmuckelementen eine optische Aufwertung.

Monatsspruch

Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete, er kennt weder Gründe noch Gegengründe.

Anselm Feuerbach, * 12. September 1829 in Speyer, † 4. Januar 1880 in Venedig