Oktober 2013: Rahmenstilkunde V

Die Formensprach aus der Zeit Louis des XVI löst sich vom Spätbarock (Rokoko) zum beginnenden Klassizismus vor dem Ausbruch der französischen Revolution. Es entstehen geometrische Formen sowie dezent naturalistische Applikationen. Im Zeitalter der Vernunft bewegt sich der Klassizismus gegen die Sinnlichkeit des zuvor herrschenden Rokoko und verkörpert einen an der Antike und der italienischen Renaissance orientierten Kunststil. Dem Klassizismus unterzuordnen ist die Stilrichtung Empire, die sich zum Zwecke der Repräsentation und der Dekoration entwickelt hat und Geradlinigkeit, Strenge und Feierlichkeit sollen Größe und Macht veranschaulichen

Auch bei dieser Rahmenstilkunde handelt es sich um Aufzeichnungen der Rahmenfabrik Conzen.

Rahmen des Louis  XVI / Empire / Klassizismus (1780 – 1830)

  • Typisches Merkmal des – komplett polimentvergoldeten – Louis XVI Rahmens(letztes Drittel des 18. Jh.) ist die Rahmenplatte ohne oder mit flachem Dekor: häufig findet sich das Motiv des Eierstabs als Außen- und die mit  Blattspitzen besetzte Kehle als Innenprofil, seltener Astragal- oder Drehstäbe wie Perlschnüre.
  • Klassische Dekormotive sind die Querriffelungen (Kanneluren), Lorbeerblätter und das Mäanderfries.
  • Der Empire-Rahmenentsteht unter Napoleon I.. Er orientiert sich an der klassischen römischen und ägyptischen Ornamentik. Bevorzugt werden klare und gerade Formen, typische Ornamente sind Palmetten – oft vereinzelt in den Rahmenecken – und Palmettenfriese auf Hohlkehlen – und Karniesprofilen.
  • Lorbeerzweige und Stäbe, Perlschnüre und Eierstäbe erscheinen auf den Innen- und Außenprofilen.
  • Der gleichzeitig entwickelte klassizistische Rahmen(1800 bis 1830) ist in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien geläufig. Es handelt sich um Hohlkehlen- und Karniesleisten; die Hohlkehlen werden oft durch Verzierung, durch Querriffelung oder Pfeiffenschnitte, die Ecken durch Akathusblattfächer betont. Die Innen- und Außenprofile werden u.a. durch Lorbeerblattstäbe, Flechtbänder, Perlstab sowie Astragalstab geschmückt.
  • Klassizistische Rahmen werden von den Architekten Karl Friedrich Schinkel und Leo von Klenze für die Berliner bzw. Münchner Galerien entworfen. Es handelt sich um Einheitsrahmen, bei denen die seriell hergestellte Leiste mit verschiedenen gegossenen Eckornamenten individuell kombiniert werden kann.

Monatsspruch

Große Künstler sind die einzigen Reichern, welche ihr ganzes Glück mit uns teilen.

August Friedrich Pauly (seit 1841 von Pauly),* 9. Mai 1796 in Benningen am Neckar bei Ludwigsburg,† 2. Mai 1845 in Stuttgart